Atomtransporte durch Buchholz

Informationsveranstaltung „Atomtransporte durch Buchholz“ am 25.10.2016

Petra erläutert, wie sie seit Jahrzehnten am „Anti-Atom-Thema“ aktiv ist. Das begann 1977, als oberirdische Atomversuche verboten wurden, schon damals wurde sie in Gorleben gesehen und fotografiert. 2003 rollten dann Castoren durch Buchholz, auch da gab es Widerstandsaktionen. Aus der Betroffenheit über Baumfällungen kam sie dann zu Greenpeace in Buchholz. Ihr ist der Ortsbezug wichtig. Sie hat auch Strahlenbelastungsanalysen von Pilzen initiiert. Seit 2014 wirkt sie an Atomtransportbeobachtungen mit, hier ist Beständigkeit von besonderer Bedeutung. Dazu wurde auch Informationsmaterial gesammelt, zusammengestellt und verteilt. Dies Engagement bringt inzwischen zunehmende Aufmerksamkeit für das Thema Atomtransporte – dies zeigt sich beim Runden Tisch und auch beim Interesse der Polizei an den Aktionen.

Bericht eines Aktivisten der Gruppe „Systemoppositionelle Gruppe Atomkraft Nein Danke“ (SAND) in Hamburg:

Eine Gruppe Aktiver beschäftigt sich seit ca. 2009/2010 schwerpunktmäßig mit dem Thema „Atomtransporte in Hamburg“. Über die Partei „Die Linke“ werden Bürgerschaftsanfragen gestellt. Alle Auskünfte, die von der Hamburgischen Regierung/Verwaltung gegeben werden, sind immer rückblickend, es gibt also keine Informationen über geplante / anstehende / zukünftige Atomtransporte. Das Gleiche gilt für Auskünfte von Bundesamt für Strahlenschutz. Aus den gegebenen Informationen (z.B. Datum, letzter Abfahrtsort, Zielort) und anderen Quellen können dann regelmäßige Atomtransporte (im Liniendienst) und die Namen der eingesetzten Schiffe rekonstruiert und in die Gegenwart projiziert werden. Im Ergebnis werden ca. alle 1,5 bis 2 Tage Atomtransporte von und nach Hamburg (auf Straßen und Schienen) durchgeführt. In Deutschland finden ca. 10000 Atomtransorte per LKW in einem Jahr statt, auch an Buchholz vorbei, z.B. nach Lingen. Die Aktiven haben mit Hilfe anderer, vernetzter Gruppen entsprechende Transportrouten z.B. bis nach Südfrankreich dokumentiert.

Es wird über den Brand der „Atlantik Cartier“ am 1.5.2013 im Abstand weniger 100m zur Großveranstaltung „Evangelischer Kirchentag“ berichtet. Im Schiff waren zeitgleich u.a. Munition, Raketentreibstoff und UF6 (Wikipedia: Uran(VI)-fluorid (UF6), meistens Uranhexafluorid genannt, ist eine chemische Verbindung aus den Elementen Uran und Fluor. Es ist ein farbloser, kristalliner Feststoff, der leicht flüchtig, radioaktiv und äußerst giftig ist. Es ist eine sehr aggressive Substanz, die nahezu jeden Stoff und auch jedes biologische Gewebe angreift. Uranhexafluorid ist beständig in trockener Luft, reagiert jedoch sehr heftig mit Wasser. In den meisten Fällen wird es aus Uran(IV)-fluorid (UF4) durch Umsetzung mit elementarem Fluor (F2) gewonnen.). Die zusätzlichen Probleme (z.B. Feiertagssituation, mangelhafte Ausstattung der Feuerwehr) verdeutlichen die grundsätzliche Unbeherrschbarkeit der Gefahren. (mit Hinweis auf Murphys Gesetz : „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“). Die Aktivistengruppe hat dann in einer Pressemitteilung über diesen Brand informiert und Offenlegung gefordert. Diese Initiative haben sich dann nachfolgend „Die Grünen“ angeheftet; wiederholt haben sich „Die Grünen“ als Nicht-Verbündete dargestellt, insbesondere mit unpassenden politischen Entscheidungen.

Eine grobe Darstellung der Verarbeitungsschritte atomaren Materials, die zu diesen Transporten führen: Erz >> Yellowcake (= Uranerzkonzentrat, Anfang der Kette in Deutschland) >> >Frankreich> UF4/UF6 >> >Gronau> angereichertes UF6 >> >Lingen> Brennstäbe >> … >weltweit> Atomkraftwerke >>

Ausführliche Infos hierzu bietet diese Webseite: http://www.atomtransporte-hamburg-stoppen.de/

Positiv wird die Vielfalt der Widerstandsgruppen gesehen. Neben der Gruppe „Sand“ (https://sand.blackblogs.org/) hat sich in Hamburg auch der BUND dieses Themas angenommen (http://umweltfairaendern.de/2016/10/atomtransporte-drehkreuz-hafen-bund-fuer-atomfreies-hamburg/ ; http://umweltfairaendern.de/wp-content/uploads/2016/10/Atomtransporte-BUND-HH-AKEnergie09-2019.pdf). Wir wissen von der Robin Wood Gruppe (Hamburg/Lüneburg) (http://www.robinwood.de/wordpress/tag/atomtransporte/).

Die jährlich in Hamburg stattfindenden Lesetage „Lesen ohne Atomstrom“ widmen sich 2017 der Atomdrehscheibe Hamburger Hafen (http://www.lesen-ohne-atomstrom.de/index.php?option=com_content&view=category&id=1&layout=blog&Itemid=64).

Nach diesen Ausführungen sahen wir den ca. 30minütigen Dokumentarfilm „Deutschlands geheime Atomtransporte“ (wurde bereits vom ZDF gesendet). Gezeigt wird u.a. die Vorbereitung und Durchführung einer Aktion zum 1. Jahrestag des Brandes der „Atlantik Cartier“.

Die Recherchen und Aktionen haben evtl. bereits Veränderungen bewirkt:
– Verlagerung von Verkehr (evtl. nach Rotterdam oder Antwerpen).
– Reedereien vermeiden, in diesem Zusammenhang erkennbar zu sein (Image-Aspekt), (Logos sind nicht mehr sichtbar).

Weitere Stichworten:

– Umschlagunternehmen „C.Steinweg“: Anzeige wg. Hausfriedensbruch (im Rahmen einer Recherche/Dokumentation) wurde zur Vermeidung von Öffentlichkeit zurückgezogen.
– Nachweis von Falschaussage/Fehlinformation der hamburgischen Regierung/Verwaltung.
– Für den 14.11. wird ein Atomtransportschiff aus Russland erwartet, vermutlich mit Weitertransport per LKW.
– Die bremischen Häfen (Bremen und Bremerhaven) wurden von der Rot-Grünen Landesregierung für Kernbrennstoffe entwidmet. Das Bremer Verfassungsgericht hat das bestätigt; nun liegt das vor dem Bundesverfassungsgericht; evtl. wäre auch EU-Recht relevant („freier Warenverkehr“).
– In Bremen, Bremerhaven und Cuxhaven werden keine Kernbrennstoffe mehr umgeschlagen; Die MOX-Brennelemente (aus Sellafield kommend) werden nun in Nordenham (an der Weser, gegenüber Bremerhaven) umgeschlagen.
– In Buchholz hat die Friedensgruppe bereits eine Aktion Richtung Politik durchgeführt, die Reaktion des Rates lautete (sinngemäß) „wir sind nicht zuständig“.
– Bonn wird als eine Stadt (mehrerer vernetzter Städte) genannt, die sich (ohne rechtliche Bindung) gegen Atomtransporte durchs Stadtgebiet ausgesprochen hat.
– Jochen Stay (Sprecher von .ausgestrahlt.de https://www.ausgestrahlt.de/ ) wird beim nächsten Arbeitstreffen den Themenvortrag „Vor dem nächsten Super-GAU. Atompolitik in Deutschland 5 Jahre nach Fukushima“ zu halten.